Entrückung - Die Wiederkunft Christi

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Spät-Entrückung

Die Verwirrung in Thessalonik

Offensichtlich hat Paulus die Gläubigen in Thessalonich überschätzt. Statt Tröstung und Nüchternheit hat sein Brief Verwirrung gestiftet. Wir wissen dies daran, dass Paulus kurz nach seinem ersten Brief einen 2. schreib, um etliche Dinge klar zu stellen. Die Gemeinde hat anscheinend die Zeitangaben aus dem ersten Brief und die Aussage, dass nicht alle Gläubigen verstorben sind, wenn Jesus wieder kommt, so verstanden, als wenn die Wiederkunft, die Entrückung kurz bevorstehe. Es gab sogar eine nicht zu geringe Strömung, die behauptete, die Entrückung sei bereits geschehen.

2Tim 2,18 Zu ihnen gehören Hymenäus und Philetus, welche von der Wahrheit abgekommen sind, indem sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und so den Glauben etlicher Leute umgestürzt haben.

Statt Nüchternheit und Trost führt der Brief zu Panik, Depression oder vielleicht auch zu Endzeiteuphorie. Aus der jüngeren Vergangenheit kennen wir diese Phänomene. Alles Eigentum wurde verkauft, die Ausbildung oder der Beruf beendet und enorme Evangelisationstätigkeit entwickelt. Als aber zum angekündigten Zeitpunkt Jesus ausblieb, waren nicht nur viele finanziell ruiniert, sondern erlitten auch im Glauben Schiffbruch. Mancher wurde hier zum Gotteslästerer. Leider haben viele diese falschen Lehren nicht abgetan, sondern die Wiederkunft Jesu vergeistigt und neue Lehren geschaffen. (Zeugen Jehova, Adventisten) Anderseits führten diese Irrungen dazu, dass viele Jahre lang die Beschäftigung mit dem prophetischen Wort, der Endzeit verpönt war. Der Umgang mit dem prophetischen Wort darf daher nur mit großer Verantwortung und Kompetenz erfolgen. Für Spekulanten und Seelenfänger ist hier kein Platz. Zudem ist das prophetische Wort vorrangig für die Gemeinde gegeben, nicht für die Welt. Daher sollte keine Evangelisation nicht mit Endzeitstimmung angeheizt werden, dieses Strohfeuer bringt zumeist keinen echten Glauben. Vielmehr sollte der Hinweis auf unseren Tod, unsere persönliche Endzeit reichen.




Die Ereignisse der Entrückung nach 2. Thessaloniker 2, 1-8

Der Abschnitt aus 2. Thess. 2,1-9 ist die zentrale Stelle in der Diskussion um den Zeitpunkt und die Umstände bei der Entrückung der Gemeinde Jesu. Es muss unbedingt beachtet werden, dass der 2. Thess.-Brief ein Thema aufgreift, welches im 1. Thessaloniker bereits in Kap. 4 und 5 behandelt wurde und daher der Abschnitt aus 2. Thess. 2,1ff die Ausführungen des ersten Briefes ergänzt. Während aber der erste Brief vornehmlich den Umstand, das Wesen und das Geschehen der Entrückung beschreibt, so tritt im 2. Thess. als Korrektiv zu falschen Vorstellungen der Thessaloniker eine zeitliche Festlegung statt. Diese zeitliche Festlegung ist durch das Wort „zuerst“ aus V2 definiert.

Doch gerade um diese zeitlichen Abläufe und Festlegungen in diesem wichtigen Abschnitt gibt es diverse Auslegungen, die es notwendig machen, den Text so genau wie möglich zu betrachten.  Die Kernfrage der Ausarbeitung ist nun, ob durch diesen Text belegt ist, dass die für alle Welt sichtbare Wiederkunft Jesu mit der Entrückung in einem Ereignis zusammenfällt, oder ob für diesen Text eine andere Auslegung ebenso möglich ist, die eine klare zeitliche Trennung dieser  Ereignisse zulässt. Dieser Text des Paulus aus dem Thessaloniker Brief hat gegenüber anderen Stellen aus des Evangelien  wesentliche Vorteile in der Bearbeitung:

  • Diese Stelle ist unstrittig an die Gemeinde Jesu aus Heiden und Juden gerichtet, daher greifen Aufteilungen und Trennungen, wie sie hinsichtlich der Evangelien gemacht werden nicht (z.B. Mt. 24 ist nur an Israel nicht an die Gemeinde gerichtet)

  • Diese Stelle steht im Kontext zu den Ausführungen aus dem 1. Thess. und auch der Stelle aus 1. Kor. 15 über die Auferstehung und Entrückung, passen also direkt zum Thema

  • Alle Stellen sind von einem Verfasser geschrieben und daher kann man nicht die Aussagen mit unterschiedlichen Ansichten hinterlegen, da Paulus nur eine Sicht der Dinge vertritt, d.h. die Stellen können ohne Probleme ergänzend hinzugezogen werden


Problematisch für eine genaue Exegese bleibt aber die deutsche Übersetzung des griechischen Textes. Da das Griechisch nicht 1 zu 1 in das Deutsche passt, die Sätze auch sprachlich immer etwas geglättet werden, entstehen Verzerrungen, die teils deutliche Auswirkungen haben. Ich habe die Bibelstellen aus der Schlachterbibel von 1951 genommen, da diese dem Wort-für-Wort übersetztem Griechisch meines Erachtens am besten entspricht. So ist hier die Einfügung „den dieser Tag kommt nicht“ in V3, der ohne Hinweis fast alle Übersetzungen ziert, aber eben im Grundtext nicht enthalten ist, hier vermieden worden.

2Thes 2,1      Wir bitten euch aber, Brüder, betreffs der Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus und unsrer Vereinigung mit ihm:
2Thes 2,2      Lasset euch nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist, noch durch eine Rede, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Herrn schon da.
2Thes 2,3      Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,
2Thes 2,4      geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst als Gott erklärt.
2Thes 2,5      Denket ihr nicht mehr daran, daß ich euch solches sagte, als ich noch bei euch war?
2Thes 2,6      Und nun wisset ihr ja, was noch aufhält, daß er geoffenbart werde zu seiner Zeit.
2Thes 2,7      Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon an der Arbeit, nur muß der, welcher jetzt aufhält, erst aus dem Wege geschafft werden;
2Thes 2,8      und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, welchen der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird,
2Thes 2,9      ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder
2Thes 2,10    und aller Verführung der Ungerechtigkeit unter denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können.
2Thes 2,11    Darum sendet ihnen Gott kräftigen Irrtum, daß sie der Lüge glauben,
2Thes 2,12    damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gehabt haben.


Beginnen wir also, die entscheidenden Verse genau zu betrachten:

Der Vers 1

2Thes 2,1      Wir bitten euch aber, Brüder, betreffs der Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus und unsrer Vereinigung mit ihm:

Was versteht Paulus unter dem Begriff Wiederkunft? Der griechische Begriff „parousia“ wird häufig mit Ankunft, Zukunft bzw. Wiederkunft übersetzt. Gemeint ist hier das Wiederkommen unseres Herrn Jesu. Damit ist aber nicht geklärt, ob  diese Wiederkunft die versteckte, unbemerkte Wiederkunft bei der stillen Entrückung –falls es dies überhaupt so gibt- oder die überaus sichtbare und deutliche Wiederkunft nach Mt. 24 ist. Hier hilft uns aber der erste Thess. Brief weiter:

1Thes 4,15      Denn das sagen wir euch in einem Worte des Herrn, daß wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden;

Durch diesen Vers verbindet Paulus unzweideutig die Entrückung mit der Wiederkunft Jesu. Es ist also aus dem Text abzuleiten, als dass Paulus unter der Wiederkunft Jesu auch die Entrückung als zeitgleiches Ereignis ansieht. Diese Stelle aus 1. Thess. 4,15 verbindet die Wiederkunft Jesu und die Entrückung zu einem einzigem Ereignis. Daher können die in 2. Thess. 2,1 genannten Ereignisse Wiederkunft und Vereinigung (bzw. Versammlung) zeitlich nicht getrennt werden.  Wenn also Paulus von der Wiederkunft Jesu spricht, handelt es sich unzweideutig um die Wiederkunft Jesu zur Sammlung und Entrückung seiner Gemeinde. Man könnten nun aber anfangen und einwenden, dass Paulus nicht die volle Erkenntnis hätte und nicht in die 2 Arten der Wiederkunft Jesu unterscheiden konnte. Erst durch Hinzunahme anderer Stellen wäre es möglich, genau zu klären, wann Paulus die Wiederkunft Jesu als Ereignis der Entrückung für die Gemeinde oder als für alle Welt sichtbare Wiederkunft ansieht.

Diese Argumentation ist insofern sehr problematisch, weil dadurch folgende Dinge gemacht werden:

  • Mit dieser Ansicht unterstellt man etwas, was erst noch bewiesen werden muss, d.h. man glaubt bereits an eine Vorentrückung, ohne dass dies durch Stellen und Auslegungen bewiesen ist

  • Es wird eine Trennung in Begriffe eingeführt, die dem Kontext der Aussagen aus 1. Thess. und 2. Thess. widersprechen. Hier ist an keiner Stelle eine Trennung in 2 unterschiedliche Wiederkünfte des Herrn Jesu möglich. Beide Abschnitte sehen untrennbar die Wiederkunft und die Entrückung als ein Ereignis: Jesus kommt in den Wolken entgegen und die Gemeinde wird entrückt

  • Diese Trennung der Begriffe ist das Ergebnis einer Ansicht/Lehre, die zuerst existiert und quasi die Bibel auslegt, es wird nicht die Lehre anhand der Bibel sondern die Bibel anhand einer Ansicht/Lehre ausgelegt und interpretiert. Diese Praxis ist der Anfang der Irrlehre und auch dort im Übermaß zu finden. Die Wahrheit des biblischen Wortes findet man aber so nicht.


Es steht daher fest:

  • Wiederkunft Jesu und Entrückung sind als ein Ereignis zu sehen

  • Dem Text (V1) ist keine Trennung in verschiedene Arten der Wiederkunft zu entnehmen, alle Stellen verwenden den selben Begriff („parousia“)


Möglich wäre es aber anzunehmen, dass es mehrere Formen der Wiederkunft Jesu gibt (stille Wiederkunft für die Gemeinde, sichtbare Wiederkunft für die Welt). Unstrittig ist aber, dass an den Stellen in 1. Kor. 15, 1. Thess. 4+5 und 2. Thess. 2 die Wiederkunft bei der Entrückung der Gemeinde gemeint ist. Doch diese Unklarheit und diese Fragestellung klärt sich im weiteren Text.

Der Vers 2


2Thes 2,2      Lasset euch nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist, noch durch eine Rede, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Herrn schon da.

Dieser V2 bildet mit V1 einen einzigen Satz. Paulus ermahnt hier seine Thessaloniker, gelassen, gar nüchtern und nicht verschreckt zu sein. Grund dieses Schreckens muss gewesen sein, dass angenommen wurde, „als wäre der Tag des Herrn schon da“. Paulus ermahnt hier also seine Zuhörer: „bleibt ruhig, bleibt gelassen, lasst euch durch nichts aus der Fassung bringen“, „als wäre der Tag des Herrn schon da“. Dies sagt konkret aus, Paulus lehrt nicht, dass dieser Tag schon da sei, vielmehr, das zeigen die nächsten Verse, weist er massiv darauf hin, dass eben dieser Tag noch nicht da ist. Der überaus strittige und entscheidende Punkt ist aber: Was meint Paulus mit diesem „Tag des Herrn“.  Hier ist es entscheidend zu wissen, was im Grundtext steht. In den Übersetzungen finden wir hier entweder die Bezeichnung „Tag des Herrn“ oder „Tag Christi“. In den Strong-Nummern des Bibelworkshop 4 wird in der Elberfelder von 1871 „Tag des Herrn“ übersetzt, jedoch die Strongnummer 5547 (Christus) genannt. Im griechischen Mehrheitstext wird Tag Christi mit Strong 5547 übersetzt. Andere griechische Texte verwenden hier das griechische Wort „kuriou“ = Herr. Es ist also nicht möglich, zweifelsfrei zu sagen, dass diese Stelle einen „Tag des Herrn“ bezeichnet. Die Mehrheit der biblischen Texte weist darauf hin, dass hier die Übersetzung „Tag Christi“ genauer ist. In den meisten Argumentationen für eine Vorentrückung wird diese Stelle immer mit „Tag des Herrn“ übersetzt. Hinweise, dass auch eine andere Lesart („Tag Christi“) bzw. es verschiedene Grundtextvarianten gibt, werden zumeist verschwiegen. Leider wird diese Unschärfe des Grundtexte noch dazu benutzt, diesen „Tag des Herrn“ mit dem alttestamentarischen Gerichtstag, der dort auch zumeist mit „Tag des Herrn“ umschrieben wird, gleichzusetzen. Es wird also eine Trennung eingeführt („Wiederkunft Christi“ = Entrückung/Wiederkunft Jesu für die Gemeinde , „Tag des Herrn“ = Gerichtstag/sichtbare Wiederkunft Jesu für die Welt), die in dieser Tragweite nicht durch den Grundtext gestützt ist. Es steht die Behauptung, dass Paulus hier mit dem „Tag des Herrn“ den alttestamentarischen Gerichtstag gemeint hat, welchen er deutlich vom Tag der Wiederkunft Christi und der Entrückung trennte, auf tönernen Füßen. Diese sehr verbreitete Behauptung ist aus folgenden Gründen nicht zu halten:

  • In den griechischen Quellentexten wird mehrheitlich „Tag Christi“ verwendet, weniger Quellen sprechen hier vom „Tag des Herrn“, nachdem aber Christus der Herr ist und „Herr“ ein Synonym für den Namen unseres Herrn darstellt, kann dieser "Tag des Herrn" nur der "Tag Christi" oder der "Tag des Herrn Christi" sein. Die weit verbreitete Auslegung, die aus diesem "Tag des Herrn" einen von den Propheten angekündigten Gerichtstag macht, der völlig gegensätzlich zum "Tag Christi" bei Paulus (Tag der Entrückung) gesehen werden muss, ist daher unhaltbar.

  • Wenn in den paulinischen Briefen von „Herr“ die Rede ist, ist immer der Herr Jesus gemeint, wird aber von Gott als Gott-Vater gesprochen, wird dies zumeist als Gott und Vater angesprochen (man betrachte hier die Einleitungs- und Segensformeln in den Briefen)

  • Die, welche für eine Vorentrückung plädieren, vertreten zumeist auch die Lehre der Trennungen, d.h. Trennung zwischen Gemeinde und Israel, Trennung zwischen Altem Testament, Evangelien einerseits und den Briefen anderseits. Die Apostelgeschichte stellt sozusagen hier das Bindeglied, den Übergang dar. „Tag des Herrn“ als alttesamtlichen Begriff hier in diesen paulinischen Brief einzufügen, würde dieser Lehre der Trennung wiedersprechen, somit würde die Argumentation mit dem Tag des Herrn hier argumentativ fehl gehen



Wie dargestellt, spricht also V2 vom Tag Christi bzw. Tag des Herrn Christi. Dieser Tag wird an anderer Stelle genauer bezeichnet:

Phil 1,6      und weil ich davon überzeugt bin, daß der, welcher in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi.
Phil 1,10      damit ihr zu prüfen vermöget, worauf es ankommt, so daß ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Jesu Christi,
Phil 2,16      indem ihr das Wort des Lebens darbietet, mir zum Ruhm auf den Tag Christi, daß ich nicht vergeblich gelaufen bin, noch vergeblich gearbeitet habe.

Wie unschwer aus diesen Stellen zu entnehmen, muss dieser Tag Christi mit der Vollendung des Werkes an den Gläubigen, dem Offenbarwerden der Werke im Glauben zu tun haben. Die Gemeinde wird durch die Entrückung vollendet und ist dann bei ihrem Herrn, nach dem Epheserbrief ohne Flecken und Runzeln. Somit kann Paulus mit dem Tag Christi hier nur den Tag der Entrückung gemeint haben. Tag Christi wäre also der Tag der Entrückung. Wie oben erwähnt, sind V1 und 2 ein geschlossener Satz. Das Thema des 1. Briefes (die Entrückung der Gemeinde) wird hier im 2. Brief fortgeführt und ergänzt. Die Gleichsetzung der unterschiedlichen Begriffe wie „Wiederkunft Christi“, „Tag des Herrn“ (bezogen auf Christus) und „Tag Christi“ läge auch völlig auf der Linie der Aussagen aus dem gesamten Kontext.

Es ist festzuhalten:

  • Die deutschen Übersetzungen als auch die Grundtextquellen geben den Text teils mit „Tag des Herrn“ und „Tag Christi“ wieder, sind also in sich zu unstimmig, um  diese Stelle auf den alttestamentarischen Tag des Herrn zu münzen.  => keine Bezug möglich  

  • Bei Verwendung dieser Stelle in Hinblick auf den „Tag Christi“ wird die Entrückung bezeugt, d.h. die Vollendung der Gemeinde

  • Somit wäre der „Tag des Herrn“ bzw. „Tag Christi“ aus V2 der selbe Tag wie der Tag der Wiederkunft Christi und der Entrückung



Die Verse 3+4

2Thes 2,3      Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,
2Thes 2,4      geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst als Gott erklärt.


Paulus greift ist in V3 nochmals die Warnung auf. In V1+2 warnte er vor falschen Botschaften. Hier warnt er vor Verführung, indem er auf Ereignisse eingeht, die „zuerst“ erfolgen müssen. Thema der ersten 2 Verse ist: Lasst euch nicht durcheinanderbringen, als ob dieser Tag der Wiederkunft/Entrückung schon gekommen sei (=“da wäre“). In den Versen 3+4 erläutert er die „Zuerstbedingungen“.

Da, wie oben dargestellt, Paulus hier im Text keine Trennung zwischen Entrückung und Wiederkunft Jesu macht, diese beiden Ereignisse sowohl im V1 und 1. Thess. 4,15 zu einem Ereignis verbindet, sind daher die von ihm nachfolgend genannten Ereignisse definitiv zeitlich vor der Entrückung anzuordnen.

Für viele Vertreter halten diese „Zuerstbedingung“ für nicht zwingend. Sie begründen es damit, dass sie meinen, dass die Wiederkunft unsres Herrn Jesus Christus und unsrer Vereinigung mit ihm nur als aufgezählt gelten können und zeitlich nicht zusammengehören. Daher sind die unten angeführten Vorausbedingungen nur auf die Wiederkunft Jesu, nicht aber auf die Entrückung zu münzen. Wie oben dargestellt, ist aber nirgends ein Hinweis oder Ansatz auf eine reine Aufzählung zu finden. Wer würde denn behaupten, dass durch die Aussage "wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden" beides nur aufgezählt, ohne inneren Zusammenhang sind. Wer hier die Wiederkunft und die Versammlung (=Entrückung") nur aufzählt, sollte dann gleichermaßen auf die Taufen der Bekehrten verzichten.

Es ist anhand dieser Aussage, untrennbar zum Kontext dieser Stelle gehört nicht möglich, die Wiederkunft zeitlich von der Entrückung zu trennen. Wenn Paulus hier von Wiederkunft spricht, kann er nur die Wiederkunft meinen, an der auch die Entrückung stattfindet. Entsprechend dieser Aussage führt nun Paulus in den Versen 3+4 die Vorbedingungen für dieses Ereignis an:

  • Der Abfall muss kommen

  • Der Mensch der Sünde/Sohn des Verderbens offenbart werden

  • Diese Person, die sich über alles was mit Gott oder Gottesdienst zu tun hat, setzt sich in den Tempel und gibt sich als Gott aus


Betrachten wir diese 3 Punkte genauer:

1. Der Abfall

In der Strong-Nr. 646 wird angegeben:

646 apostasia                                                                  
< Urspr.von 647(w.d. Ab-stehen);Subst.fem.(2)                                 
Gräz.:d.(mathematische) Abstand;d.Revolte, Rebellion.                         
I.)d.Abfall                                                                   
1)vom (religiösen) Lossagen von...;                                           
Jos 22,22;2Chr 29,19;Jer 2,19; Apg 21,21;2Thes 2,3;   
                       


647 apostasion                                                                 
< Abl.vom Med.868(w. das zum Ab-stehen gehörige); Subst.neut.(3)              
Gräz.:jurist.t.t. für d.Übergabe (z.B.bei einem Kauf, einer                   
Grundabtretung und dgl. -beinhaltet Verzicht auf Anspruch (2,197);            
auch:d.Trennung, d.Entlassung,d. Ehescheidung.                                
I.)d.Scheidungsbrief                                                           
1)d.Scheidebrief welchen d.Mann seiner Frau bei ihrer Entlassung              
ausgehändigte.In den rabb.Schulen zur Zeit Jesu gab es verschiedene           
Ansichten darüber aus welchen Gründen ein Mann seine Frau entlassen           
durfte.5Mo 24,1.3; Jer 3,8;Jes 50,1;Mt 5,31;19,7; Mk 10,4;        
           




Demnach bedeutet Abfall hier:
·         Abstand
·         Revolte
·         Rebellion
·         Lossagung

Durch den Ursprungsbegriff kommt noch hinzu:

·         Scheidung => Gedanke Scheidebrief, Eheauflösung
·         Trennung
·         auf Ansprüche verzichten

Dem Gedanken nach ist ein Verzicht auf Ansprüche, eine Scheidung bzw. eine Eheauflösung nachhaltig und zumeist unumkehrbar. Es bedeutet dieser Begriff daher eine klare, dauerhafte und möglicherweise endgültige Trennung von etwas. Das „Wovon“ wird im Text nicht erwähnt und kann auch direkt dem Text nicht entnommen werden. Dies wird erst durch andere Stellen erklärt:

AT:
5Mo 13,5      Ein solcher Prophet aber oder ein solcher Träumer soll sterben, weil er Abfall gelehrt hat von dem HERRN, eurem Gott, der euch aus Ägyptenland geführt und dich von dem Diensthause erlöst hat; er hat dich abbringen wollen von dem Wege, den der HERR, dein
                  Gott, geboten hat, darin zu wandeln. Also sollst du das Böse aus deiner Mitte ausrotten!
Dan 11,32    Und er wird die, welche gegen den Bund freveln, durch Schmeicheleien zum Abfall verleiten; die Leute aber, die ihren Gott kennen, bleiben fest.

NT:

1Tim 4,1      Der Geist aber sagt deutlich, daß in spätern Zeiten etliche vom Glauben abfallen und verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen anhangen werden,
Hebr 3,12      Sehet zu, ihr Brüder, daß nicht jemand von euch ein böses, ungläubiges Herz habe, im Abfall begriffen von dem lebendigen Gott;


Die Stelle aus 1. Tim.4,1 beschreibt wie der 1. und 2. Thess. eine Periode zum Ende dieser Zeitepoche. Es sind die letzten Tage vor der Wiederkunft Jesu. Hier ist das Abfallen genauer erläutert, nämlich, dass es ein Abfallen vom Glauben an den Herrn und ein Zuwenden zu  Geistern und Dämonenlehren sein wird. Der Glaube an Jesus Christus wird durch eine dämonisierte, spiritistische Lehre ersetzt. Der Herr Jesus Christus wird durch Geister, Geistwirkungen ersetzt. Man denke hier an 2. Kor. 11, 13ff

2Kor 11,13      Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die sich in Apostel Christi verkleiden.
2Kor 11,14      Und das ist kein Wunder, denn der Satan selbst verkleidet sich in einen Engel des Lichts.
2Kor 11,15      Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich verkleiden als Diener der Gerechtigkeit; aber ihr Ende wird ihren Werken gemäß sein.

Wenn wir also den endzeitlichen Abfall suchen, müssen wir ihn nicht im Atheismus suchen, dieser verneint jegliche Gottheit und passt daher nicht zu den Kriterien des Abfallens. Vielmehr erfolgt im Abfall die Ersetzung von Christus durch Geister, dämonischen Lehren und entsprechenden Praktiken. Diese Ersetzung erfolgt sehr subtil und fromm und ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen.

Wer kann nun abfallen? Wo erfolgt dieser Abfall? Diese Punkte hier vollständig auszuarbeiten überschreitet den Rahmen und verschiebt das eigentliche Ziel dieser Ausarbeitung. Daher nur kurze Gedanken:

  • nach Hebr. 3,12 fällt ein „Böses, ungläubiges Herz“ ab. Dies ist nicht das Herz eines wiedergeborenen Christen. Somit erscheint es hier ehr um einen Abfall von Personen zu gehen, die zwar dem Äußeren nach Christen sind, jedoch nicht in ihrem Herzen. Ähnlich wie es in 1. Joh. 2,19 heißt: 1Jo 2,19         Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte offenbar werden, daß nicht alle von uns sind.  

  • der Abfall geschieht in der Gemeinde, da dort der einzige Ort ist, an dem Gläubige und scheinbar Gläubige zusammen sind, nur dort können diese abfallen, alle anderen, außerhalb der Gemeinde sind quasi bereits abgefallen und nicht errettet

  • der Abfall, der bereits jetzt bereits immer schon geschehen und quasi als normal angesehen werden muss, wird in den Tagen vor der Wiederkunft Jesu enorme Dimensionen annehmen, da sonst Paulus dies nicht als Kennzeichen und Parameter genommen hätte.


Ohne dies genauer zu erklären, sehe ich in der Vereinheitlichung der Kirchen zu einer ökumenischen Großkirche verbunden mit der Aufgabe zentraler biblischer Lehren, die charismatisch-okkulte Unterwanderung der Gemeinden als auch der starken Ersetzung des christlichen Glaubens durch esoterische Lehren und Praktiken diesen Abfall, der aber durch das noch künftige massive Auftreten von Geistermächten deutlich größere Dimensionen als heute annehmen wird. Andere sehen im Abfall eine Art "Rückbekehrung", d.h. dass ein echt Wiedergeborener seinen Glauben völlig ablegt und vom Christen zum Nichtchristen wird. Hier habe ich erhebliche Vorbehalte und sehe es anders. Jedoch ist das hier nicht das Thema. Da dies aber eine persönliche Sache ist, nicht in der Öffentlichkeit so sichtbar, meine ich nicht, dass es hier um den persönlichen Abfall geht.
Nach meiner Überzeugung ist der Abfall ein öffentlicher Akt, genauso wie die öffentliche Darstellung dieser Person im Tempel Gottes in aller Öffentlichkeit. Man sieht heute allenthalben diese Art Abfall, indem die meisten Kirchen und Freikirchen, christlichen Instutionen sich von der Bibel abwenden, neue Lehren und Strömungen aufnehmen.

Wir müssen also das Auftreten dieses (öffentlichen) Abfalls vor der Entrückung als zwingend notwendiges Ereignis ansehen.

2.+3.  Der Mensch der Sünde, Sohn des Verderbens

Viele sehen in dieser Person den falschen Propheten aus Off. 13, andere sehen in ihm das Tier aus Off. 13, den sogenannten Antichristus. In jedem Fall ist diese Person aufgrund der Beschreibung von Paulus identisch mit dem eigenwilligem Herrscher aus Dan. 11:

Dan 11,36      Und der König wird tun, was ihm beliebt, und wird sich erheben und großtun wider jeglichen Gott, und er wird gegen den Gott aller Götter unerhörte Worte ausstoßen, und es wird ihm gelingen, bis der Zorn vorüber ist; denn was beschlossen ist, wird ausgeführt werden.
2Thes 2,3      Niemand soll euch irreführen in irgendeiner Weise, denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,
2Thes 2,4      geoffenbart werden, der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst als Gott erklärt.

Nur von dieser Person wird das Gleiche berichtet: dass er sich über alles und jedes erhebt, selbst über Gott.  Aufgrund der Beschreibungen von Daniel können wir ihn als Herrscher identifizieren, der in Israel zur letzten Zeit vor der sichtbaren Wiederkunft Jesu herrscht. Da die Offenbarung als auch Daniels Schau die letzten Tage vor der Wiederkunft Jesu beschreiben, ist somit die Gleichsetzung des Tieres aus Off. 13, das in Off. 19 vernichtet wird, zulässig. Es handelt sich hier um den sogenannten Antichristen welcher:

  • Ein Bündnis mit Israel eingeht, welches diesem Volk die Einführung des Opferdienstes im Tempel ermöglicht => vorher Bau des Tempels (Dan. 9,27f)

  • Diese Bündnis nach 3 ½ Jahren bricht und Gräuel im Tempel aufstellen lässt


Die Parallelität in dem Ende des Antichristen wird weiter unten behandelt, beweist aber weiter die Gleichsetzung der Person aus Daniel mit der hier genannten

Diese Stelle aus 2. Thess. 2,4 ist die einzige, die davon berichtet, dass sich dieser Antichrist in dem Tempel als Gott ausgibt und verehren lässt.Es wird hier von vielen eingewandt, dass es sich bei diesem Tempel doch um etwas anderes als den materiellen Tempel in Jerusalem handeln könnte. Daher kurz eine genauere Betrachtung in Anlehnung an die Strong-Nummern:

3485 naos      Synonyme  siehe:  S0095                                         
< naiw ([be]wohnen) aus d.W. nes-(lebend davonkommen;got.:                     
genesen,geheilt werden) wurzelverwandt mit neomai (heimkehren;                
aus ai.:liebevoll herangehen,sich zu etw,gesellen,d.h.dort                    
wo man gerne hingeht),(w.[da wo Gott]wohnt,d. Götterwohnung);                  
Subst.mask.(46)                                                               
Gräz.:in einem heidnischen Tempel d. Raum wo d.Götterbild steht.              
I.)d.Tempel                                                                   
1)d.innere Tempelraum,d.Schrein, d.innere Heiligtum;gebraucht                 
vom Tempel in Jerusalem.1Kö 6,5; Mt 23,17;Joh 2,20; 2Thes 2,4; ua.            
2)heidnische Tempel. Apg 17,24;19,24;                                          
3)übertr.von d.Behausung Gottes:                                              
3a)Jesu Leib während seiner Erdenzeit. Joh 2,19.21;                           
3b)weil ihnen d.Heilige Geist innewohnt,sowohl von d. Gemeinde                
d.Gläubigen als auch vom Körper des einzelnen Gläubigen.                      
1Kor 3,16.17;6,19; 2Kor 6,16;Eph 2,21;                                        
Wortfamilie:siehe noch: 3511                   
                              


Viele nehmen an, dass es sich bei diesem „in den Tempel setzen und als Gott ausgeben“ darum handelt, dass dieser Geist des Antichristen in dem Menschen den Thron Gottes einnimmt und daher hier der Mensch als Tempel Gottes gedacht ist.

Durch dem Umstand, dass diese Person sich in V. 4 in den Tempel setzt und in V.8 getötet wird, wird klar, dass es sich um eine wirkliche Person handelt. Diese kann sich schwerlich in einen Menschen (= Tempel) setzen. Zudem wirft diese Lehre ein tieferes Problem auf. Nur echt wiedergeborene Menschen werden als Tempel Gottes bezeichnet. Wenn aber der Antichrist, bzw. sein Geist hier in diesem Tempel Platz nimmt und auch die Stellung Gottes einnimmt, müssten dann diese Menschen vollständig vom Glauben abfallen. Dann aber ist dieser Mensch kein Tempel Gottes mehr. Nur durch die Anwesenheit des Hl. Geistes ist ein Mensch ein Tempel Gottes, nicht aber ohne diesen Hl. Geist. Selbst wenn dieses Innewohnen des Antichristen möglich wäre, wäre das dann keine Inthronisation mehr im Tempel Gottes. Auch aus anderen Gründen (Rückwärtsbekehrung, Abfall von echten Christen) halte ich diese Ansicht über diesen geistlichen Tempel, in dem sich dieser Mensch setzen soll, für sehr kritisch.
Die nächste Option wäre, diesen Tempel als die Versammlung anzunehmen. Die örtliche Versammlung wäre dann der Tempel Gottes. Das christliche Gemeindehaus wäre dann dieser Tempel, der Ort der Inthronisation. Diese Ansicht hakt aber daran, dass im neuen Testament der Tempel vielfach erwähnt wird, nicht aber als Bezeichnung für die Versammlung/Gemeinde. Nur die Summe der wahren Gläubigen wird im Epheserbrief als "zu einem Tempel Gottes zusammenwachsend" bezeichnet. Hier ist die Betonung im Kontext aber auch, dass der einzelne Gläubige Tempel Gottes ist.
Wesentlich ist auch der Aspekt der Öffentlichkeit. Paulus hat den Thessalonikern Dinge genannt, die sie erkenne und daher wahrnehmen können müssen. Ein verborgener Abfall, eine verborgene Inthronisation sind nicht erkennbar und sichtbar.

Es ist daher zu folgern:

Erst wenn diese Person da ist und der Tempel gebaut ist, als auch der Tempeldienst läuft, können wir daher die Entrückung und Wiederkunft Jesu erwarten. Erst dann ist dieses „sich in den Tempel als Gott ausgeben“ dieser Person möglich.

Aus den Versen 3+4 folgert also:

Dem Ereignis der Entrückung/Wiederkunft Jesu gehen verschiedene Dinge voraus, angeführt mit „zuerst“
Diese Vorausbedingungen sind:

  • Der Abfall

  • Das Auftreten des Sohns des Verderbens

  • Das in den Tempel setzen dieses Menschen und sich für Gott ausgeben (materiell, nicht vergeistigt)


Daher muss also der Tempel tatsächlich existieren, der Tempeldienst laufen, damit dieser unterbrochen wird (Dan. 9,27)

Die Verse 5-7

2Thes 2,5      Denket ihr nicht mehr daran, daß ich euch solches sagte, als ich noch bei euch war?
2Thes 2,6      Und nun wisset ihr ja, was noch aufhält, daß er geoffenbart werde zu seiner Zeit.
2Thes 2,7      Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon an der Arbeit, nur muß der, welcher jetzt aufhält, erst aus dem Wege geschafft werden;

Dieser Abschnitt gab für die verschiedensten Spekulationen bereits Anlass. Das Problem ist nur, dass dieser Abschnitt nichts genaues aussagt. Paulus verweist in V.5 auf eine Erklärung, die er den Thessalonikern bei seinem Besuch gegeben hatte. Diese Gemeinde wusste also genau, was Paulus mit jenem, „was noch aufhält“ und „der, welcher jetzt aufhält“ und „aus dem Wege geschafft werden“ muss, gemeint war. Diese Information liegt uns nicht vor. Daher müssen wird auslegen und interpretieren. Dies kann aber auch gründlich fehl gehen. Daher möchte ich erst nach Abschluss dieser Auslegung genaueres dazu anmerken.

Dem Text können wir aber folgende Punkte entnehmen:

  • Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit, die Macht die hinter dem Auftreten des Antichristen steht, ist bereits im Verborgenen am Wirken, an der Arbeit

  • Es wird zur Zeit noch durch etwas aufgehalten

  • Der „er“ (= Sohn des Verderbens) kann sich erst offenbaren, wenn dieses Aufhaltende hinweg getan ist


Was kann dieser „er“ nun sein? Betrachtet man auch hier die Grundtexte genauer, erkennt man, dass hier nicht von einem „er“ die Rede ist, sondern von einem „Zurückhaltenden“ (Strong-Nr. 2722)

2722 kat-echo                                                                  
< 2596(perf.) +2192;Vb.(18)                                                   
I.)tr.:zurückhalten                                                           
1)aufhalten,niederhalten, hinhalten,festhalten,abhalten, hindern:             
1a)jmdn.oder etw.zurückhalten (vom Weggehen);niederhalten,                    
unterdrücken,hemmen.Lk 4,42;Röm 1,18; 2Thes 2,6.7;Phim 1,13;                  
1b)etw.fest, sicher und treu halten oder bewahren,etw. fest in                
Besitz nehmen --> etw.behalten,(fest) besitzen bzw.(inne)haben.               
Lk 8,15;14,9; 1Kor 7,30;11,2; 15,2;2Kor 6,10; ua.                             

2)ins Gefängnis einsperren,in Arrest nehmen;beschlagnahmen;                   
Pass.:von etw. festgehalten oder gebunden sein.1Mo 39,20;Röm 7,6;             
3)intr.,t.t. d.Seemannssprache:auf etw.zuhalten bzw.hinsteuern,               
festen Kurs auf etw.haben,Kurs halten auf...;Apg 27,40;                       


Zudem muss der „Zurückhaltende“ nicht aus „dem Weg geschafft werden“, sondern „aus der Mitte“. Nach üblicher Lesart der Befürworter der Vorentrückungslehre wird diese Stelle wie folgt ausgelegt:

Die Gemeinde wird vor Auftreten dieses Antichristen entrückt und damit auch der Heilige Geist von der Erde genommen. Es wird daher naheliegend der Heilige Geist mit dem „er“, dem Zurückhaltenden gleichgesetzt und quasi das Offenbarwerden des Sohn des Verderbens mit der vorausgehenden Entrückung verbunden.

Doch ist beim besten Willen hier aus dem Text nicht der kleinste Hinweis auf den Heiligen Geist zu finden. Diese Annahme beruht nur auf Basis der bereits vorausgesetzten Vorentrückungslehre. Es wird also die Bibel mit einer Lehre außerhalb der Bibel ausgelegt. Das ist meines Erachtens praktizierte Irrlehre. Es muss auch angefragt werden, wo geschrieben steht, dass der Heilige Geist die Welt verlassen wird. Zudem müsste man noch erklären, in welcher Art und Weise der Heilige Geist das Auftreten des Antichristen blockiert und dies anhand von Schriftstellen beweisen.

Der Heilige Geist ist vor dem Kommen Jesu bereits auf der Erde wirksam gewesen und  wird dies auch immer bleiben. Es steht nirgends geschrieben, dass der Heilige Geist von der Welt genommen wird. Die Gemeinde wird in der Entrückung von der Welt genommen und die Zeit, in der der Heilige Geist bleibend in dem wiedergeborenen Menschen wohnt, wird zu Ende gehen. Wenn man also diese spezielle Form der Gabe des Heiligen Geistes als das Hinwegzunehmende ansieht, muss man erklären, in welchem Umfang diese Gabe des Heiligen Geistes das Böse in der Welt hindert. Spätestens hier wird die biblische Argumentation sehr dünn und unzureichend, da der Heilige Geist nicht für die Welt sondern für die Gläubigen gegeben wurde und der Verherrlichung Christi, der Gemeinschaft mit Gott usw. dient.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Herbert Janzen in seiner Bibelübersetzung diesen Abschnitt etwas anders übersetzt und dies begründet. Da ich kein Sprachler bin, kann ich diese Übersetzung nur einstellen, die Bewertung der Richtigkeit müssen andere vornehmen. Bislang ist die Kritik dieser Übersetzung aber positiv:
(nach der Janzen-Bibel-Übersetzung)
2 1 Wir ersuchen euch aber, Brüder, betreffs der Ankunft unseres Herrn, Jesu Christi, und unseres Versammeltwerdens zu ihm, 2 euch im Denksinn nicht schnell beunruhigen zu lassen noch erschreckt zu werden, weder durch Geist noch durch Wort noch durch Brief, als von uns, als sei der Tag des °Christus da. 3 Niemand täusche euch in irgendeiner Weise, weil [der Tag nicht kommt], wenn nicht zuerst der °Abfall ‹und Aufstand› gekommen und der Mensch der Sünde enthüllt worden ist, der Sohn des Verderbens, 4 der widerstrebt und sich erhebt über alles, was ‘Gott’ oder ‘Verehrungswürdiges’ heißt, sodass er selbst sich als Gott in das Tempelheiligtum Gottes setzt [und] von sich selbst vorgibt, er sei Gott.
   
5 Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch dieses sagte, als ich noch bei euch war? 6 Und nun, was zurückhält, dass er enthüllt werde zu seiner ‹eigenen› bestimmten Zeit, wisst ihr; 7 denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken; nur [ist] der [da], der jetzt zurückhält, bis es aus der Mitte °hervorgegangen ist; 8 und dann wird enthüllt werden der Gesetzlose, den der Herr durch den Hauch seines Mundes vertilgen und durch die Erscheinung seiner Ankunft unwirksam machen wird, 9 [ihn], dessen Ankunft* nach dem Wirken des Satans ist in aller falschen Kraft und [mit allen falschen] Zeichen und Wundern 10 und in allem Betrug der Ungerechtigkeit unter denen, die ins Verderben gehen, dafür, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen dazu, dass sie gerettet würden.
   
11 Deswegen wird Gott ihnen eine wirksame Irreführung schicken, um das Falsche zu glauben, 12 damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glaubten, sondern an der Ungerechtigkeit Wohlgefallen hatten.

Es ergibt sich daher die Feststellung:

  • Man kann daher diese Annahme, dass der Zurückhaltende der Heilige Geist ist, als unbiblische Lehre bezeichnen. Weder dieses Stelle hier noch andere Stellen lassen derartige Annahmen zu. Einzig durch das Lehrgebäude der Vorentrückung werden 2 Ereignisse so verbunden, dass ein Sinnzusammenhang denkbar erscheint. Einer biblischen Exegese des Wesen des Heiligen Geistes in der Gemeinde (also den einzelnem Gläubigen) hält aber auch diese Lehre nicht stand. Der Text selbst lässt keine klare Aussage über diesen „er“ zu und daher sind alle Interpretationen sehr spekulativ



Die Verse 8+9

2Thes 2,8      und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, welchen der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird,
2Thes 2,9         ihn, dessen Auftreten nach der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder


Paulus zeigt hier das Ende dieses „Sohns des Verderbens“. Er wird von Jesus Christus selbst vernichtet. Der Antichrist wird also nicht durch menschliche Macht oder Hand vernichtet, sondern Jesus Christus selbst beendet seine Regentschaft und auch sein Leben. Dies wird auch an anderer Stelle des Wortes bezeugt:

Offb 19,19      Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferde sitzt, und mit seinem Heer.
Offb 19,20      Und das Tier wurde ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten; lebendig wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.
Offb 19,21      Und die übrigen wurden getötet mit dem Schwert, das aus dem Munde dessen hervorgeht, der auf dem Pferde sitzt, und alle Vögel sättigten sich von ihrem Fleisch.


Der Sohn des Verderbens, auch Antichrist genannt, wird durch die sichtbare Wiederkunft Jesu nach Off. 19 vernichtet werden. Die Stelle aus 2. Thess. 2,8 und Off. 19,20 beschreiben beiden das Ende des Antichristen. Aus dem Zusammenhang von Off. 19 ist abzuleiten, dass dieses Ereignis die für alle Welt sichtbare Wiederkunft Jesu sein wird.

Betrachten wir also die ganze Sache im Zusammenhang:

Der Antichrist wird bei der sichtbaren Wiederkunft Jesu („Erscheinung seiner Wiederkunft“) vernichtet. Dieses Ereignis ist auch für die Vertreter der Vorentrückung das Ereignis der sichtbaren Wiederkunft Jesu. Zuvor, in den Versen 3+4 hat aber Paulus das Auftreten und in den Tempel setzen dieses Antichristen als Vorausereignis der Entrückung genannt. Wenn also das Auftreten des Antichristen der Entrückung vorausgeht, so liegt das Ende des Antichristen in der sichtbaren Wiederkunft Jesu die dann folglich gleichzeitig die Entrückung der Gemeinde sein muss. Wenn Jesus Christus bei seiner Wiederkunft die Gemeinde entrückt aber gleichzeitig den Antichristen dabei vernichtet, wo soll hier Raum und Zeit für eine frühere Entrückung sein.

Das Ende des Antichristen und die Entrückung der Gemeinde liegen in einem Punkt: der Wiederkunft Jesu.

Viele wenden hier ein, dass doch Paulus in V. 8 nicht von der Wiederkunft Jesu sondern von der „Erscheinung seiner Wiederkunft“ spricht und dass doch hier damit zwei verschiedene Dinge gemeint sein könnten. Dieser Begriff „Erscheinung seiner Wiederkunft“ wird aber im Wort noch öfters verwendet, zudem ausschließlich von Paulus selbst:

2Kor 12,1          Es ist mir freilich das Rühmen nichts nütze; doch will ich auf die Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn zu sprechen kommen.
Phil 2,8      und in seiner äußern Erscheinung wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod.
2Thes 2,8      und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, welchen der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes aufreiben, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird,
1Tim 6,14      daß du das Gebot unbefleckt und untadelig bewahrest bis zur Erscheinung unsres Herrn Jesus Christus,
2Tim 1,10      jetzt aber geoffenbart worden ist durch die Erscheinung unsres Retters Jesus Christus, der dem Tode die Macht genommen, aber Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium,
2Tim 4,1            Ich beschwöre dich vor Gott und Christus Jesus, der Lebendige und Tote richten wird bei seiner Erscheinung und bei seinem Reich:
2Tim 4,8      hinfort liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage zuerkennen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebgewonnen haben.
Tit 2,13             in Erwartung der seligen Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsres Retters Jesus Christus,


Die Stellen 2. Thess. 2,8, 1. Tim 6,14, 2. Tim.4,1, 2. Tim. 4,8 und Tit. 2,13 behandeln alle das Wiederkommen unseres Herrn und Heilands. Die anderen Stellen beschäftigen sich mit der ersten Erscheinung Christi während seinem Wandel als Mensch auf dieser Erde. Somit bekräftigen diese Stellen auch die Tatsache, dass mit „Erscheinung seiner Wiederkunft“ hier nichts anderes als die Wiederkunft Jesu gemeint ist.
Daraus ergibt sich aus V8:

  • Bei der Wiederkunft Jesu (=Erscheinung seiner Wiederkunft) wird der Antichrist vernichtet


Zusammenfassung
Aus der Betrachtung des gesamten Abschnitt aus 2. Thess. 2,1-8 ergeben sich zusammengefasst wie folgt die Punkte:

  • Wiederkunft Jesu und Entrückung sind ein Ereignis

  • Dem Text (V1) ist keine Trennung in verschiedene Arten der Wiederkunft zu entnehmen, alle Stellen verwenden den selben Begriff („parousia“)

  • Die deutschen Übersetzungen als auch die Grundtextquellen geben den Text teils mit „Tag des Herrn“ und „Tag Christi“ wieder, sind also in sich zu unstimmig, um  diese Stelle auf den alttestamentarischen Tag des Herrn zu münzen.  => keine Bezug möglich  

  • Bei Verwendung dieser Stelle in Hinblick auf den „Tag Christi“ wird die Entrückung bezeugt, d.h. die Vollendung der Gemeinde

  • Somit wäre der „Tag des Herrn“ bzw. „Tag Christi“ aus V2 der selbe Tag wie der Tag der Wiederkunft Christi und der Entrückung

  • Dem Ereignis der Entrückung/Wiederkunft Jesu gehen verschiedene Dinge voraus, angeführt mit „zuerst“

  • Diese Vorausbedingungen sind:

=> Der Abfall
=> Das Auftreten des Sohns des Verderbens
=> Das in den Tempel setzen dieses Menschen und sich für Gott ausgeben (materiell, nicht vergeistigt)

  • Daher muss also der Tempel tatsächlich existieren, der Tempeldienst laufen, damit dieser unterbrochen wird (Dan. 9,27)

  • Man kann daher diese Annahme, dass der Zurückhaltende der Heilige Geist ist, als unbiblische Lehre bezeichnen. Weder dieses Stelle hier noch andere Stellen lassen derartige Annahmen zu. Einzig durch das Lehrgebäude der Vorentrückung werden 2 Ereignisse so verbunden, dass ein Sinnzusammenhang denkbar erscheint. Einer biblischen Exegese des Wesen des Heiligen Geistes in der Gemeinde (also den einzelnem Gläubigen) hält aber auch diese Lehre nicht stand. Der Text selbst lässt keine klare Aussage über diesen „er“ zu und daher sind alle Interpretationen sehr spekulativ

  • Bei der Wiederkunft Jesu (=Erscheinung seiner Wiederkunft) wird der Antichrist vernichtet


Folgerung:

In V1 verbindet Paulus die Wiederkunft Jesu mit der Entrückung in einem Ereignis. In den Versen 3+4 nennt er Vorausereignisse, die der Entrückung vorausgehen, zentral hier die Person des Antichristen. In V8 wird der Antichrist bei der Wiederkunft Jesu (=Erscheinung seiner Wiederkunft) vernichtet. Folglich muss das Reich des Antichristen, sein in den Tempelsetzen, seine Herrschaft vor der Wiederkunft Jesu liegen und damit vor der Entrückung. Die Entrückung der Gemeinde, die Vernichtung des antichristlichen Reiches und seines Herrschers geschehen bei der Wiederkunft Jesu, die daher für alle Welt sichtbar sein wird.

Es bleibt anhand dieser Stelle aus 2. Thess. 2,1-8 nirgends nur der geringste Platz für eine Trennung der Wiederkunft Jesu in eine stille Vorentrückung und seiner späteren für alle Welt sichtbaren Wiederkunft. Diese Stelle verbindet diese Ereignisse untrennbar in einen Punkt.

Die Lehre der Vorentrückung, die Annahme einer stillen, von der sichtbaren Wiederkunft Jesu getrennten Entrückung der Gemeinde ist daher biblisch nicht haltbar.


Zum Nachdenken und Vertiefen:
Es mag nicht jeder von der hier geführten Argumentation noch immer nicht überzeugt sein. Es lohnt sich daher folgendes selbst zu unternehmen (dies habe ich zur Klärung der Frage vor Jahren auch selbst gemacht):
Man besorge sich alle möglichen Bücher zum Thema Entrückung. Man stelle nun die Argumentationen der jeweiligen Autoren zusammen und betrachte, wie und was sie als Grundlage für ihre Ansicht nehmen. Man findet bei den Befürwortern der Vorentrückungslehre durchweg, dass hier kein Abschnitt vollständig und zusammenfassend mit allen Optionen behandelt wird. Der Abschnitt 2. Thess. 2 findet man nirgends konsequent und durchgängig behandelt. Man pickt einzelne Verse und Stellen, teils nur Worte. Darby hat in seinen Kommentaren unterschlagen, dass der Grundtext "Tag Christi" in der Mehrzahl nennt. In der Elbefelder (Bibelworkshop als Computerprogramm) findet man "Tag des Herrn", sieht man sich aber die parallel genannte Nummer des Strong-Wörterbuchs an, ist es die Nummer des Begriffs "Christi".


Man muss die Deutung und Auslegung dieses Abschnitt von 2. Thess. 2,1-8 aber auch im Kontext dieses Briefes sehen. Der Abschnitt 2. Thess. 1 ist in diesem Zusammenhang auch sehr interessant und wichtig, weil er das selbe Ergebnis zeigt, welches dieser etwas lange Aufsatz hier aufzeigt:


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