frühchristliche Autoren zur Wiederkunft Christi
Das Zeugnis
der frühen Gemeinde/Kirche zur Entrückung und Wiederkunft des Herrn
Aus den
Anfängen der Gemeinde sind uns viele verschiedene Schriften überliefert. Diese
Schriften geben Einblicke in die frühe Kirche, über deren Schriftverständnis,
Organisation und Lebensumstände. Beim Studium dieser Schriften erkennt man
jedoch bereits in den ältesten Schriften die Anfänge dessen, was sich später
als katholische Kirche bildete und letztlich eine Verdrehung der biblischen
Lehre darstellte. Es ist daher immer ein zwiespältiges Empfinden dabei, wenn
man zur Klärung von Lehrfragen wie dem Zeitpunkt der Entrückung solche
Schriften heranzieht. Einerseits erkennt man aus der zeitlichen Nähe zur Zeit
der Apostel doch eine große Übereinstimmung und Harmonie zur Lehre der Bibel. Anderseits
sind immer wieder, je jünger die Schriften werden stetig zunehmend, die
Abweichungen und das Aufkommen von Irrlehren, die Bildung der römischen Kirche
und dem Klerus erkennbar. Man kann daher über diese frühchristlichen Autoren
treffend sagen, dass je größer der zeitliche Abstand zur Zeit der Apostel ist,
desto mehr die Lehre von der Bibel entfernt liegt. Dies ist natürlich
pauschaliert und trifft nicht auf alle vorhandenen Schriften an. Doch aus
diesem Grund möchte ich bei dem Thema "Endzeit" mich vorrangig nur um
die frühen Autoren kümmern, die späteren Äußerungen mögen auch noch sehr
interessant sein, jedoch liegen mir hier einfach zu viele Vermischungen und
fremden Gedanken vor. Zum anderen möchte ich klar stellen, dass ich nicht diese
frühen Schriften als in irgendeiner Weise der Bibel gleichrangig einstufen möchte.
Ich möchte aber diese Schriften verwenden, um ein klärendes Licht auf eine
heute stark diskutierte und umstrittene Frage zu werden.
In der
Diskussion über die Entrückung wird häufig geäußert, dass bereits Paulus als
auch Johannes die Vorentrückung vertreten haben. Man bezieht sich hier bei
beispielsweise auf Joh. 14,10 oder 1. Thess. 5,9. Selbst der Ausspruch
"Maranatha" wird als Beweis gewertet. Es wird dann noch weiter
behauptet, dass auch frühchristliche Autoren bereits die Vorentrückung
vertreten haben. Man versucht hier also eine Linie aufzubauen, dass die Lehre
der Vorentrückung bei den Aposteln als auch dann bei den Nachfolgern zu finden
ist. Es wird konstruiert, dass wenn Paulus einen Jünger lehrte, dieser andere
in dieser Lehre wiederum unterwies und nun einer dieser direkt von Paulus oder
einem direkten Jünger belehrten Menschen Zeugnis durch eben diese Schriften
ablegten, einfach belegen ließe, was denn nun die Apostel tatsächlich lehrten.
Dieses Prinzip der Jüngerschulung ist uns aus der Bibel klar überliefert:
Tim 2,2 Und was du von mir gehört hast durch viele Zeugen, das
vertraue treuen Menschen an, welche fähig sein werden, auch andere zu lehren.
Es ist
also unbestritten klar, dass die Nachfolger der Apostel in der Lehre der
Apostel bleiben sollten. Es muss also die Lehre der Jünger die Lehre der
Apostel widerspiegeln. Daher ist es zulässig und vernünftig, anhand des
Zeugnisses dieser frühen Jünger, Rückschlüsse auf die Lehre der Apostel zu
ziehen.
Zuvor ist
aber noch eine Frage genauer zu klären, nämlich die, was eigentlich eine
verwertbare Aussage ist. In diversen Aufsätzen und Artikeln wird hinsichtlich
der Entrückungsfrage die Diskussion auf den Begriff der
"Jederzeit-Erwartung" der Wiederkunft bzw. einer noch auf das
künftige bezogenen Erwartung viel Gewicht gelegt. Viele Aussagen, die für eine
Vorentrückung gewertet werden, liegen in der Linie der
"Jederzeit"-Erwartung. Wenn also Polycarp, der Bischof von Smyrna
auffordert wird, bereit für die Wiederkunft des Herrn zu sein, sich von
weltlichen Dingen frei zu machen, gilt dies für viele bereits als Beleg für die
Haltung einer jederzeit möglichen Entrückung. Selbiges wird in das Wort
"Maranatha" ("Unser Herr kommt") hineingelegt. Solche eine
Auslegung geht aber meines Erachtens völlig fehl. Zum einen ist aus solchen
Aussagen, die auch in der Bibel vielfach vorkommen, keine Aussage über die
Entrückung selbst enthalten. Die Haltung jederzeit für die Wiederkunft Jesu
bereit zu sein, ist eine Haltung, die durch das ganze neue Testament hindurch
belegt ist. Man muss aber beachten, dass in diesem Zusammenhang immer auch die
Rede davon ist, dass der Herr "bald kommt". Dies ist aber angesichts
der bereits vergangenen fast 2000 Jahre etwas relativer zu sehen. (bzw. sollte
man im Grundtext genauer nachlesen, da steht eben nicht bald sondern ohne
Verzögerung, und dies heißt, der Herr kommt ohne Verzögerung, wenn eben die
Zeit hierfür reif ist)
Zum
anderen bin auch ich trotz meiner Ansicht zu Entrückung jederzeit bereit, Sätze
wie "Sei bereit, der Herr kommt bald", offen zu äußern. Auch wenn man
davon ausgeht, dass der Herr bald kommt, ist damit keine Festlegung auf die
Ereignisse vor seiner Wiederkunft gemacht. Wie in den nachfolgenden Auszügen
aus Schriften frühchristlicher Autoren ersichtlich, sind damals schon
Ereignisse genannt und bekannt gewesen, die der Entrückung und dem Kommen
Christi vorausgehen.
Ich will
daher bezüglich der Frage des Zeitpunkts der Vorentrückung nicht solche
zweifelhaften Äußerungen hinsichtlich der Zeitfrage der Entrückung wie
"Maranatha" verwenden, sondern ganz konkrete Aussagen auf
Geschehnisse in der großen Trübsal zitieren. Es geht darum, klare Aussagen
bezüglich der großen Trübsal, dem Antichristen und der Auferstehung zur
weltweit sichtbaren Wiederkunft Jesu zu finden. Sollten diese Aussagen klar
vorliegen, kann nicht behauptet werden, die Paulus oder andere Apostel hätte
der Gemeinde die Vorentrückung gelehrt.
Justin der Märtyrer - Dialog mit dem Juden
Trypho (Dialogus cum Tryphone)
Justin,
der Märtyrer lebte von 110 bis 165. Von ihm ist eine lange Abhandlung eines
Dialogs mit dem Juden Trypho erhalten. In dieser Schrift legt er dem Juden die
Richtigkeit des Glaubens an Christus dar.
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Nachdem ich diese Worte
beendet hatte, fügte ich bei: "Ihr Männer, wie ich weiß, geben eure Lehrer
zu, dass alle Worte dieser Stelle auf Christus gesagt sind. Dass sie aber
sagen, er sei noch nicht gekommen, auch dies weiß ich. Im Falle sie aber
behaupten, er sei erschienen, sagen sie, man weiß nicht, wer er ist (vgl. Joh
7, 27); erst wenn er offen in Herrlichkeit auftritt, dann wird man erkennen,
wer er ist (vgl. 8, 4. Auch im Targum Joanathan zu Mich 4, 8 wird
vorausgesetzt, dass der Messias zwar erschienen sei, aber wegen der Sünden des
Volkes noch verborgen bleibe. ). 2. Erst dann, so erklären sie, würde das, was
in dieser Schriftstelle behauptet ist, eintreten, gerade als ob noch nichts von
den Worten der Prophetie in Erfüllung gegangen wäre.
Die Toren, nicht verstehen
sie, was immer wieder dargetan worden ist (vgl. 14, 8; 31, 1; 32, 2; 40, 4; 49,
2; 52, 1), dass es nämlich nach den Prophezeiungen zwei Parusien von ihm gibt;
bei der einen leidet er, ist er der Herrlichkeit und der Ehre beraubt und wird
er gekreuzigt gemäß der Verkündigung (vgl. Is 53, 2. 3. 8. 12); bei der anderen
wird er in Herrlichkeit vom Himmel erscheinen (vgl. Dan 7, 13 f. ; Is 33, 17).
Diese tritt dann ein, wenn der Mann der Apostasie, der auch gegen den Höchsten
Ungehöriges predigt (vgl. Dan 11, 36 u. 7, 25, auf Erden Sündhaftes gegen uns
Christen wagt (vgl. 2 Thess 2, 3 f. ), die wir von dem Gesetze und dem Worte,
das aus Jerusalem durch Jesu Apostel ausging (vgl. Mich 4, 2), Gottesverehrung
gelernt und zu dem Gotte Jakobs (vgl. 36, 2; 100, 4) und dem Gotte Israel (vgl.
75, 2; 100, 4) unsere Zuflucht genommen haben. 3. Obwohl wir uns so gut auf
Krieg, Mord und alles Böse verstanden hatten, haben wir alle auf der weiten
Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Flugscharen, die Lanzen
in (andere) Ackergeräte, und züchten Gottesfurcht, Gerechtigkeit,
Menschenfreundlichkeit, Glaube und Hoffnung, welche vom Vater selbst durch den
Gekreuzigten gegeben ist. Dabei sitzt jeder von uns unter seinem eigenen
Weinstock, das heißt jeder hat nur das eine Weib, das ihm angetraut ist; ihr
kennt ja das Wort des Propheten (Ps 127, 3): "Sein Weib ist wie ein
fruchtbarer Weinstock." 4. Dass auf der ganzen Erde niemand uns, die wir
an Jesus glauben, in Schrecken versetzt und in Sklaverei verkauft, ist klar.
Wenn wir nämlich auch mit dem Schwerte hingerichtet, wenn wir gekreuzigt, den
wilden Tieren vorgeworfen, gefesselt, dem Feuer und all den anderen Martern
preisgegeben werden, so fallen wir, wie man weiß, doch nicht von unserem
Bekenntnisse ab. Im Gegenteil, je größer das Martyrium, umso größer noch wird
durch den Namen Jesu die Zahl der Gläubigen und Gottesfürchtigen. Gleichwie ein
Weinstock dann, wenn jemand seine Fruchtzweige beschneidet, treibt und an ihm
neue Zweige mit Blüten und Früchten entstehen, ebenso ist es auch bei uns; der
von Gott und dem Erlöser Christus gepflanzte Weinstock ist nämlich sein Volk
(vgl. Joh 15, 1 f. )
5. Was sonst noch in der
Prophetie erwähnt ist, wird bei seiner zweiten Parusie eintreten. Wenn von der
Bedrängten und der Verstoßenen, das ist von der aus der Welt Verstoßenen, die
Rede ist (Mich 4, 6), so ist damit gesagt: jeder Christ ist, soweit es auf euch
und all die anderen Menschen ankommt, nicht nur von seinem Eigentum, sondern
auch aus aller Welt verstoßen. Jeden Christen macht ihr ja das Leben streitig.
6. Ihr allerdings sagt, euer Volk sei von diesem (prophezeiten) Schicksal
betroffen. Doch wenn ihr in euren Kriegen verbannt wurdet, so waren, wie alle
Schriften es bezeugen, diese eure Leiden verdient. Und vielmehr, die wir nach
Erkenntnis der göttlichen Wahrheit an euren Taten keinen Anteil nahmen, wird
wie dem gerechtesten, dem allein unbefleckten und sündelosen Christus von Gott
bezeugt, dass wir von der Erde genommen werden. Isaias (57, 1) ruft nämlich:
"Siehe, wie der Gerechte zugrunde geht, und keiner sich seiner von Herzen
annimmt; gerechte Männer werden weggenommen, und niemand achtet darauf."
Justin stellt hier
klar, dass es nur 2 Parusien (Wiederkommen oder Erscheinungen) des Herrn gibt.
Eine ist mit der Himmelfahrt bereits abgeschlossen, die andere steht noch
bevor. Diese kommende Parusie ist aber erst nach den Ereignissen von Mt. 24 und
dem Auftreten des Antichristen. ist eine klare Absage an jedwelche
Vorentrückung. Die Gemeinde trifft auf den Antichristen. Diese Aussage wird
sehr deutlich gemacht:
Diese tritt dann ein, wenn
der Mann der Apostasie, der auch gegen den Höchsten Ungehöriges predigt (vgl. Dan
11, 36 u. 7, 25, auf Erden Sündhaftes gegen uns Christen wagt (vgl. 2 Thess 2,
3 f. ), die wir von dem Gesetze und dem Worte, das aus Jerusalem durch Jesu
Apostel ausging (vgl. Mich 4, 2), Gottesverehrung gelernt und zu dem Gotte
Jakobs (vgl. 36, 2; 100, 4) und dem Gotte Israel (vgl. 75, 2; 100, 4) unsere
Zuflucht genommen haben.
Dieser
Mensch der Apostasia wird gegen den Höchsten ungehöriges Predigen ist eine
Aussage aus Dan. 11,36 als auch aus 2. Thess. 2,. Dann, wenn dies aber erfolgt,
ist man längst in der letzten Jahrwoche Daniels. Dieser letzte Herrscher tut
dieses in den letzten Tagen seiner Herrschaft. Daher ist aus den Aussagen von
Justin folgend, dass die Christen noch da sind, wenn dieser Mensch des Abfalls
auftritt und wirkt.
Unterstrichen
wird dies auch dadurch, dass Justin eben nur von diesen 2 Kommen des Herrn
spricht. Diese 2. Parusie Christi tritt aber erst dann ein, wenn dieser Mensch
der Sünde ungeheuerliches predigt:
dass es nämlich nach den
Prophezeiungen zwei Parusien von ihm gibt; bei der einen leidet er, ist er der
Herrlichkeit und der Ehre beraubt und wird er gekreuzigt gemäß der Verkündigung
(vgl. Is 53, 2. 3. 8. 12); bei der anderen wird er in Herrlichkeit vom Himmel
erscheinen (vgl. Dan 7, 13 f. ; Is 33, 17). Diese tritt dann ein, wenn der Mann
der Apostasie, der auch gegen den Höchsten Ungehöriges predigt
Die Apostellehre oder die Apostellehre (Didache)
Eine
weitere Quelle ist die Didache. Diese Apostellehre ist nicht mit einer
speziellen Person oder Gemeinde verbunden. Sie wird zeitlich auf ca. 100 n Chr.
datiert (dies wird durch Zeugnisse anderer früher christlicher Autoren
gefolgert).In diesem relativ kurzen Text werden die Grundfesten des
christlichen Glaubens beschrieben. Diese Didache ist daher als Quintessenz der
Lehre der Apostel bezeichnet worden und trägt daher nicht zu Unrecht den Titel:
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Text aus: Die Apostolischen Väter. Aus dem
Griechischen übersetzt von Franz Zeller. (Bibliothek der Kirchenväter, 1.
Reihe, Band 35) München 1914.
Kap. Harret aus im Guten
bis zum Ende, wo sich die falschen Propheten mehren.
"Wachet" für
euer Leben; "eure Lampen sollen nicht ausgehen und der Gurt um eure
Lenden" soll sich nicht lockern, "seid vielmehr bereit, denn ihr
wisset nicht die Stunde, in der unser Herr kommt". 2. Ihr sollt fleißig
zusammenkommen, indem ihr nach dem strebet, was euren Seelen zukommt; denn es
wird euch die ganze Zeit des Glaubens nichts nützen, wenn ihr nicht in der
letzten Stunde vollkommen seid. 3. Denn in den letzten Tagen werden sich mehren
die falschen Propheten und die Verderber, und die Schafe werden zu Wölfen
umgewandelt, und die Liebe wird verwandelt werden in Hass. 4. Wenn nämlich die
Gesetzwidrigkeit sich steigert, werden sie einander hassen, verfolgen und
ausliefern, dann wird erscheinen der Verführer der Welt, wie der Sohn Gottes
wird er auch 'Zeichen und Wunder tun' , und die Erde wird in seine Hände
überliefert werden, und er wird Gräuel verüben, wie sie von Ewigkeit her noch
nicht geschehen sind. 5. Dann wird das Geschlecht der Menschen kommen in das
Feuer der Prüfung, und "viele werden Ärgernis nehmen" und zugrunde gehen;
die aber ausharren in ihrem Glauben, werden von dem (durch die Verführer)
Verfluchten selbst "gerettet werden". 6. "Und dann werden die
Zeichen der Wahrheit erscheinen; zuerst das Zeichen, dass der Himmel sich
auftut, dann das Zeichen des Trompetenschalles" und das dritte: die
Auferstehung der Toten, 7. aber nicht aller, sondern, wie gesagt ward:
"Kommen wird der Herr und alle Heiligen mit ihm". 8. "Dann wird
die Welt den Herrn kommen sehen auf den Wolken des Himmels".
In diesem Text wird
klar und deutlich zuerst das Auftreten der Trübsal und des Verführers
(Antichristen) genannt, erst danach, nach durchstandener Prüfung und
Standhalten erfolgt die Wiederkunft Jesu und die Auferstehung. => Wiederum
eine klare Absage an die Gedanken einer Vorentrückung.
Man hat eingewandt,
dass der letzte Satz "Kommen wird der Herr und alle Heiligen mit
ihm", ja klar für eine Vorentrückung spreche, da nur der vorher Gegangene
wiederkommen kann. Zudem weist der Satz "von dem Verfluchten selbst
gerettet werden" darauf hin, dass es eine Errettung aus dieser Drangsal
geben wird. Diese Hinweggehen kann aber aus dem gesamten Textzusammenhang erst
nach Auftreten des Antichristen erfolgen. Daher wäre bestenfalls eine
Entrückung nach Auftreten des Antichristen denkbar. Eine Vorentrückung ist
völlig ausgeschlossen. Daher retten solche Gedankenkonstruktionen nicht die
Vorentrückungslehre. Diese Didache ist von enormer Bedeutung, da in dieser
Schrift (wie auch der Titel es aussagt) die Lehre der Apostel (Vgl. Apg. 2,52)
quasi festgeschrieben wurde. Diese Schrift stellt den Kern christlichen
Glaubens dar. Es ist daher anhand dieses Textes unmöglich auf eine
Vorentrückung zu schließen.
Irenäus - Gegen die Häresien (Contra
Haereses)
Als nächstes sei hier
Irenäus genannt. Dieser lebte um 140-200. Er war Bischof in Lyon, stammte aber
aus Kleinasien, wurde in seiner Jugend von Polycarp, dem Bischof von Smyrna
(ca. 156 gest.) unterwiesen. Polycarp selbst soll noch den Apostel Johannes
persönlich kennen gelernt haben.
Irenäus selbst schrieb
etliche Bücher. Das folgende Zitat stammt aus dem bekannten Buch "Gegen
die Häresien" (Irrlehren)
Fünftes Buch Kapitel: Über
die Zahl 666 und den Namen des Antichrist, das Ende seiner Herrschaft und
seinen Tod
2.
Wollen diese sich also
nicht belehren lassen und zur wahren Namenszahl zurückkehren, dann werden sie
für Pseudopropheten angesehen werden. Wissen sie aber die von der Schrift
angegebene zuverlässige Zahl, d. h. 666, dann mögen sie zunächst die Teilung des
Reiches unter die 10 Könige abwarten. Wenn dann diese regieren und anfangen,
ihre Sachen auszuführen und ihr Reich zu mehren, und alsdann unvermutet der
kommt, der die Herrschaft an sich reißt und die Vorgenannten in Schrecken setzt
und den Namen mit der genannten Zahl führt, dann mögen sie diesen in Wahrheit
als den Gräuel der Verwüstung erkennen. So sagt auch der Apostel: „Wenn sie
sagen Friede und Sicherheit, dann wird plötzlich für jene das Verderben kommen“
Jeremias aber verkündete deutlich nicht nur seine plötzliche Ankunft, sondern
auch den Stamm, aus dem er kommen wird, mit den Worten: „Aus Dan werden wir die
Stimme seiner schnellen Rosse hören; von dem Wiehern seiner Rennrosse wird die
ganze Erde erbeben, und er wird kommen und die Erde verschlingen und ihre Fülle
und die Stadt und ihre Bewohner“ Und deshalb wird dieser Stamm in der
Apokalypse nicht zu denen gezählt, die gerettet werden. (...)
...Doch wollen wir uns
nicht in Gefahr begeben und den Anschein erwecken, als ob wir über den Namen
des Antichrists etwas Bestimmtes wüssten. Läge nämlich für die Verkündigung
desselben im gegenwärtigen Zeitpunkt eine Notwendigkeit vor, dann wäre er gewiss
durch den gemeldet worden, der die Apokalypse geschaut hat. Das ist aber vor
gar nicht langer Zeit geschehen, sondern soeben erst am Ende der Regierung des
Domitian.
Hier erklärt Irenäus,
dass zum einen die Suche nach dem Inhalt und dem Verständnis der Zahl 666
nutzlos ist, da deren Inhalt zum richtigen Zeitpunkt offenbar werden wird. Zum
anderer erklärt er, dass wenn das Verständnis dieser Zahl von Notwendigkeit
wäre es dem Johannes (dem Verfasser der Apokalypse) offenbart worden. Wichtig
ist in diesem Zusammenhang, dass Irenäus die Offenbarung dieser Zahl in den
Zeitraum der 10 Könige und dem Auftreten des Antichristen legt, d.h. ansetzt,
dass die Gläubigen noch da sind und dieses Ereignis sehen. Da dieses Ereignis
aber in der großen Trübsal liegt, kann daher gefolgert werden, dass Irenäus
keineswegs eine Vorentrückung vertreten haben kann.
Der Hirte Hermas
(1. Jahrhundert)in dem
folgenden Abschnitt ebenso klar beschrieben, dass die Gemeinde in der großen
Trübsal ausharren muss.
Denn der Herr hat bei
seiner Herrlichkeit gegen seine Auserwählten geschworen: wenn nach diesem
festgesetzten Tage noch eine Sünde geschieht, dann sollen sie das Heil nicht
erlangen; denn die Bußzeit hat ein Ende für die Gerechten; die Tage der Buße
sind erfüllt für alle Heiligen; für die Heiden aber gibt es eine Buße bis zum
Jüngsten Tage. 6. Sage daher den Vorstehern der Kirche, auf dass sie ihre Wege
bessern in Gerechtigkeit und mit großer Herrlichkeit aus dem Vollen die
Verheißungen empfangen. 7. Fahret fort, die Gerechtigkeit zu üben und duldet
keinen Zwiespalt im Herzen, damit ihr eingehen werdet zu den heiligen Engeln!
Glückselig seid ihr alle, wenn ihr die kommende große Trübsal aushaltet und
wenn ihr euer Leben nicht verleugnet. 8. Denn der Herr hat durch seinen Sohn
geschworen, dass denen, die ihren Herrn verleugnen, ihr Leben abgesprochen ist,
nämlich denen, die in den kommenden Tagen ihn verleugnen werden; wer es früher
getan, dem zeigte sich der Herr gnädig wegen seiner Barmherzigkeit. (3. Vision,
2. Kapitel)
Jedoch muss bei dieser
Schrift beachtet werden:
·
es sind
Gesichte - Visionen, die dieser Hermas hatte. Daher ist sind die Quellen
hierfür eben nicht die Apostel, sondern ist unbekannt (Hl. Geist, falscher
Geist, dies ist heute nicht bestimmbar). Daher kann aus dieser Schrift kein
Rückschluss auf die Lehre der Apostel gezogen werden, da eben eine neue
Offenbarung vorliegt.
·
Hermas
äußert sich nicht schlüssig, in der 4. Vision sind auch Abschnitte vorhanden,
die eine Vorentrückung denkbar machen
·
Hermas
äußert teils sehr bedenkliche Lehren und Ansichten
Daher ist
Hermas als Zeuge für oder gegen eine Vorentrückung ungeeignet. Nennung hier
erfolgt wegen der häufigen Nennung seines Namens als Zeuge für die
Vorentrückung. Diese Schrift zeigt außerdem, wie vorsichtig und kritisch man
mit diesen frühen Schriften schon umzugehen hat. Letztlich sollte und darf keine
Lehre aus diesen Schriften gezogen werden, sondern es ist nur zulässig, ob sich
die in der Bibel als wahr gefundenen Lehre auch dort sichtbar zeigt. Andere
empfehlen generell diese Schriften beiseite zu legen.
Wie aus
diesen Textbeispielen klar ersichtlich, glaubte die frühe Kirche keineswegs an
eine Entrückung vor der großen Trübsal. Vielmehr nahm man an, bis zur
sichtbaren Wiederkunft Jesu durch alle Trübsal und Not, durch die Zeit des
Antichristen hindurch gehen zu müssen bzw. zumindest bis in die Mitte der
großen Trübsal (bis Auftreten des Antichristen) noch auf der Erde zu seines
finden sich daher in diesen Schriften keine Anhaltspunkte für eine
Vorentrückung.
Geht man
zeitlich in den Schriften weiter, sind auch dann keine Hinweise zu finden, bis etwas
im 4. Jahrhundert ein gewisser Ephraem, der Syrer, in manchen Texten
offensichtlich eine Vorentrückung andeutet. Man muss aber beachten, dass vor
allem dieser Mann eine Vielzahl von Hymnen zur Ehren von Maria, der
Himmelskönigin verfasste und auch sonst bereits viele Irrlehren der Kirche vertrat.
Anderen schreibt man diesen kritischen Absatz einem "Pseudo-Ephraem"
zu, der zeitlich im 6. Jahrhundert gelebt haben soll. Zum anderen gibt es von
diesem Ephraem andere Schriften, die wiederum die Spätentrückung massiv
stützen.
Fazit:
die
frühchristlichen Autoren stützen die Vorentrückungslehre überhaupt nicht.
Vielmehr vertreten sie durchgehend die Ansicht der Entrückung zur sichtbaren
Wiederkunft Jesu (Spätentrückung). Es ist daher als sicher anzunehmen, dass
dies auch die Lehre der Apostel war.
Ergänzung:
Da an
vielen Stellen noch immer mit der Frage der "Nacherwartung" gleichgesetzt
wird mit der Vorentrückung, habe ich im Barnabasbrief hierzu genauer
nachgelesen. Dieser Brief ist im 1. Jahrhundert verfasst worden. Ob er
tatsächlich dem biblischen Barnabas zuzuschreiben ist, darf bezweifelt werden.
Jedoch hat dieser Brief große Wertschätzung in der frühen Kirche erfahren.
Falls dem biblischen Barnabas zuzuordnen wäre dieser Brief bis ca. 80n Chr.
nach Historikern auf 130n Chr. einzustufen.
Zuerst
lehrte Barnabas die Nacherwartung
des Herrn:
Barnabasbrief
Kap. Der Antichrist ist
nahe.
1. Daher müssen wir über
die gegenwärtigen Verhältnisse fleißig nachforschen und so herausfinden, was
uns retten kann. Fliehen wir also vollständig vor allen Werken der
Gesetzlosigkeit, damit uns nicht die Werke der Gesetzlosigkeit in Besitz
nehmen; und hassen wollen wir den Irrtum der gegenwärtigen Zeit, damit wir Liebe
finden in der zukünftigen. 2. Geben wir unserer Seele keine Freiheit, so dass
sie die Möglichkeit bekommt, mit Sündern und Frevlern zu laufen, damit wir
ihnen nicht ähnlich werden. 3. Das vollkommene Ärgernis ist nahe gerückt, von
dem in der Schrift steht, wie Henoch sagt. Dazu nämlich hat der Herr die Zeiten
und die Tage abgekürzt, damit sein Geliebter sich beeile und zu seinem Erbe
gelange. 4. Es sagt aber auch der Prophet so: "Zehn Königsherrschaften
werden herrschen auf Erden, und danach wird ein kleiner König aufstehen, der
drei von den Königen auf einmal erniedrigen wird". 5. Ähnlich sagt über
denselben Punkt Daniel: "Und ich sah das vierte Tier, böse und stark und
wilder als alle Tiere des Meeres, und wie aus ihm herauswuchsen zehn Hörner und
wie aus ihnen ein kleines Nebenhorn wuchs und wie es auf einmal drei der großen
Hörner erniedrigte". 6. Ihr müsst es aber verstehen. Aber auch darum bitte
ich noch als einer aus euch, der ich jeden einzelnen und alle mehr liebe als
meine Seele, dass ihr jetzt Acht habet auf euch und nicht gewissen Leuten
ähnlich werdet, indem ihr Sünden auf Sünden häufet und dann saget, ihr Bund sei
auch der unsrige. 7. Der unsrige, ja, aber jene (die Juden) haben ihn auf
folgende Weise für immer verloren, obwohl Moses ihn schon empfangen hatte. Es
sagt nämlich die Schrift: "Und Moses war auf dem Berge, vierzig Tage und
vierzig Nächte lastend, und er empfing den Bund vom Herrn, steinerne Tafeln,
beschrieben durch den Finger des Herrn". 8. Aber da sie sich den Götzen
zuwandten, verloren sie ihn. Denn so spricht der Herr: "Moses, Moses,
steige eilends hinab, denn es hat das Gesetz übertreten dein Volk, das du aus
dem Lande Ägypten herausgeführt hast". Und Moses erkannte es und warf die
beiden Tafeln aus den Händen, und ihr Bund wurde zertrümmert, damit der Bund
des geliebten Jesus fest in unserem Herzen versiegelt würde durch die Hoffnung
des Glaubens an ihn. 9. Da ich vieles schreiben wollte nicht als Lehrer,
sondern wie es einem Liebenden geziemt, gab ich mir Mühe, als der Niedrigste
unter euch zu schreiben, um nichts auszulassen von dem, was wir haben. Haben
wir also acht in den letzten Tagen! Denn die ganze Zeit unseres Lebens und
Glaubens wird uns nichts nützen, wenn wir nicht jetzt in der zuchtlosen Zeit
und in den bevorstehenden Ärgernissen Widerstand leisten, wie es Kindern Gottes
geziemt 10. Damit also der Schwarze sich nicht einschleichen könne, wollen wir
vor jeglicher Eitelkeit fliehen, wollen wir ganz und gar hassen die Werke des
bösen Wandels. Ziehet euch nicht auf euch selbst zurück und bleibet nicht
allein, als ob ihr schon gerechtfertigt wäret, sondern kommet an einem Ort
zusammen und strebet vereint dem nach, was der Gesamtheit nützlich ist. 11.
Denn die Schrift sagt: "Wehe denen, die sich selbst weise und die in ihren
eigenen Augen verständig sind". Werden wir doch Geistesmenschen, werden
wir ein vollkommener Tempel für Gott! Streben wir, soviel es an uns liegt, nach
der Furcht Gottes) und ringen wir um die Erfüllung seiner Gebote, damit wir
froh werden in seinen Satzungen. 12. Der Herr wird die Welt richten ohne
Ansehen der Person. Ein jeder wird empfangen nach seinen Werken. Wenn er gut
ist, wird seine Gerechtigkeit ihm vorangehen; wenn er böse ist, wird der Lohn
seiner Schlechtigkeit vor ihm her sein. 13. (Hüten wir uns), dass wir nicht
ausruhend wie Berufene einschlafen über unseren Sünden und der böse Fürst
Gewalt über uns bekomme und uns hinzustoße aus dem Reiche des Herrn. 14. Auch
das bedenket noch, meine Brüder! Wenn ihr sehet, dass nach so vielen Zeichen und
Wundern, die in Israel geschehen sind, sie auch so noch verlassen worden sind,
dann wollen wir sorgen, dass nicht wir erfunden werden gemäß dem Worte der
Schrift: "Viele sind berufen, aber wenige auserwählt".
In dieser Aussage führt
er aber deutlich erkennbar das gesamte Szenario der großen Trübsal an:
10 Könige, 3 werden
durch den kommenden Verführer entthront, die Gemeinde muss diesen Ärgernissen
Widerstand leisten und sich bewahren
Im Textsinn ist also
nichts von einer Vorentrückung oder irgend einer Hinwegnahme der Gläubigen vor
dem Auftreten des Antichristen zu entnehmen. Vielmehr deutet alles auf
Standhalten, sich Bewahren, Treubleiben usw. in dieser Situation hin. Dennoch
wird von etlichen Autoren versucht, diese Aussagen auf eine Vorentrückung hin
zu interpretieren, bzw. diese Möglichkeit zuzulassen.
Jedoch schreibt
Barnabas im selben Brief weiter:
Kap. An Stelle des
jüdischen Sabbates trat der christliche Sonntag.
1. Ferner ist auch über
den Sabbat geschrieben in den zehn Geboten, in denen der Herr auf dem Berge
Sina zu Moses von Angesicht zu Angesicht gesprochen hat: "Und heiliget den
Sabbat des Herrn mit reinen Händen und reinem Herzen ". 2. Und an einer
anderen Stelle sagt er: "Wenn meine Söhne den Sabbat halten, dann will ich
mein Erbarmen hingeben über sie". 3. Den Sabbat erwähnt er am Anfang der
Schöpfung: "Und der Herr schuf in sechs Tagen die Werke seiner Hände, und
am siebten Tage hatte er sie vollendet, und er ruhte an diesem Tage und
heiligte ihn". 4. Merket auf
Kinder, was bedeutet das "in sechs Tagen vollendete er sie". Das heißt,
dass in sechstausend Jahren der Herr alles vollenden wird; denn der Tag
bedeutet bei ihm tausend Jahre. Er selbst bezeugt mir das, wenn er sagt:
"Siehe, ein Tag des Herrn wird sein wie tausend Jahre". Also Kinder,
in sechs Tagen, (das heißt) in sechstausend Jahren wird alles vollendet sein.
5. Und am siebten Tage ruhte er. Das heißt: Wenn sein Sohn kommt und der Zeit
des Bösen ein Ende machen und die Gottlosen richten und die Sonne, den Mond und
die Sterne umändern wird, dann wird er ruhmvoll ruhen am siebten Tage. 6.
Fernerhin sagt er: "Du sollst ihn heiligen mit reinen Händen und reinem
Herzen' . Wenn nun jemand den Tag, den der Herr geheiligt hat, jetzt schon
heiligen kann mit reinem Herzen, dann sind wir völlig im Irrtum. 7. Siehe, dass
wir erst dann recht ruhen und ihn heiligen werden, wenn wir dazu imstande sind,
weil wir selbst gerechtfertigt sind und das Evangelium empfangen haben, wenn es
kein Unrecht mehr gibt, vielmehr alles vom Herrn neu geschaffen ist. erst dann
also werden wir ihn heiligen können, wenn wir selbst zuerst geheiligt sind. 8.
Zudem aber sagt er ihnen: "Eure Neumonde und eure Sabbate ertrage ich
nicht mehr". Sehet, wie er sagt: Nicht die jetzigen Sabbate sind mir angenehm,
sondern den ich eingesetzt habe, an dem ich, nachdem ich alles beendigt habe,
den Anfang des achten Tages, das heißt den Beginn einer anderen Welt ansetzen
werde. 9. Deshalb begehen wir auch den achten Tag, den Sonntag, den ersten Tag
der neuen Woche) in Freude, an dem auch Jesus von den Toten auferstanden und,
nachdem er sich geoffenbart hatte, in den Himmel aufgestiegen ist.
Dieser Abschnitt ist
sehr bedeutsam. Barnabas greift hier eine Zeitteilung auf, wie sie bei
jüdischen Gelehrten damals eben auch aufkam. Es wird die Weltzeit einer Woche
gleichgesetzt. Der letzte Tag ist der Sabbath, der Ruhetag. Dieser Tag ist das Millennium,
das 1000-jährige Reich. Bis zum Ende des 6. Tages wird alles vollendet sein.
Wenn also der Sohn, Christus, kommt, das Böse zu vernichten und zu beseitigen,
beginnt erst der 7. Tag des Ruhens. In diesem Schema ist also die 2. Parusie
Christi dieses Kommen. Nach der jüdischen Zeitrechnung waren aber zur Zeit
Christi erst ca. 4000 Jahre vergangen. Daher standen nach dieser Ansicht noch immer
2000 Jahre aus. Es ist daher aus diesem Abschnitt klar zu folgern, dass die
Entrückung und Wiederkunft Christi eindeutig als noch kommendes Ereignis zu
sehen ist. Damit läge aber in diesem Text ein krasser Widerspruch vor:
einerseits die Naherwartung aus Kap. 4, dennoch in Kap. 15 eine Zeitphase von
2000 Jahren. Es muss aber beachtet werden, dass in Kap. 4 Barnabas schreibt:
nämlich hat der Herr die
Zeiten und die Tage abgekürzt, damit sein Geliebter sich beeile und zu seinem
Erbe gelange.
Es lag also im Bereich
des Denkbaren, jederzeit das Ende dieser Zeitphase zu erwarten, da diese
Zeitphase womöglich verkürzt sein wird. Dieser Dualismus (einerseits
Naherwartung - anderseits die Kenntnis von Vorausereignissen und längerer
Wartezeit) ist kennzeichnend für fast alle Äußerungen zur Wiederkunft Jesu
sowohl bei den frühen Schriften als auch in der Bibel selbst (dass Jesus sich
verspäten wird, zu vorgerückter Stunde erst kommen wird deutet sich bereits in
Mt. 24ff an).
Auch wenn wir aus
unserer Perspektive nicht in diesen Schriften der frühen Kirche alle Fragen
klären können und manches unverständig erscheint, so ist dennoch klar
abzulesen, dass von einer Vorentrückung und einer jederzeit zu erfolgenden
Entrückung der Gläubigen an keiner Stelle ein Zeugnis vorliegt. Wir finden die
Naherwartung der Wiederkunft Jesu, jedoch aber auch die starke Bindung an
Ereignisse wie dem Auftreten des Antichristen, dem Standhalter der Gläubigen in
dieser Zeit. Von einer stillen, von der Welt unbemerkten Entrückung ist an keiner
Stelle ein Hinweis zu finden.
Dies sollte doch jenen, die die Vorentrückungslehre bei
Paulus annehmen, zu denken geben. Wenn im Zeugnis der frühen Jünger keine
Vorentrückung zu finden ist, ist auch in der Quelle, der Lehre der Apostel
keine Vorentrückung enthalten.