Entrückung - Die Wiederkunft Christi

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Contra Tag des Herrn

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Diskussion der Argumente zum Zeitpunkt der Entrückung

Argument

Es gibt keine Unterscheidung zwischen "Tag des Herrn" und "Tag Christi"

Wertung

Contra Vorentrückung

Gegenargument

Pro Tag des Herrn

Gibt es die Unterscheidung zwischen Tag des Herrn und einem Tag Christi


Die Trennung bzw. Unterscheidung in einen Tag Christi (= Entrückung der Gemeinde) und einem Tag des Herrn (=weltweitsichtbare Wiederkunft Jesu als Richter = Gerichtstag) ist ein sehr grundlegender Punkt für die Vorentrückungslehre. In dem Buch von N. Lieth (S 93)  ist dieser Gedanke der Trennung dieser Tage sehr umfassend dargestellt. Grundlage für diese Trennung sind folgende Annahmen:

  • im AT ist immer vom Tag des Herrn als Gerichtstag über die Nationen usw. die Rede

  • in 1. Thess. 5,2 ist ebenfalls von diesem Tag des Herrn die Rede

  • in 2. Thess. 2,2 wird dieser Tag nun nochmals genannt und von dem Tag der Errettung (Versammlung mit dem Herrn) deutlich unterschieden (zumindest wird dies so behauptet)


Mit dieser Trennung wird der Text von 2. Thess. 2.  völlig anders interpretiert.  Durch diese Trennung von "Tag des Herrn" und "Tag Christi" trennt man die Wiederkunft Christi zur Entrückung seiner  Gemeinde von der Wiederkunft Christi zu seinem Volk Israel.

  • Die erste Wiederkunft erfolgt verborgen und ist ein Kommen Christi für die Seinen, seiner Gemeinde. => Tag Christi

  • Die zweite Wiederkunft Christi ist sein Kommen zu dem Volk Israel und ein Gerichtstag über die Welt, die Errettung aber für Israel => Tag des Herrn

Dies sprachliche Trennung in diese unterschiedlichen Tage und Ereignisse ist fundamental für das Verständnis der Vorentrückungslehre. Diese Unterscheidung ist nur an diesem einen Vers fest zu machen, da an keiner anderen Stelle sonst der Tag des Herrn und die Entrückung zusammen genannt werden. Daher ist der genaue Wortlaut des griechischen Grundtextes und die Übersetzungsmöglichkeiten sehr genau anzusehen, um diese Unterscheidung zu prüfen.

Ich habe nachfolgend verschiedene Bibelübersetzungen gelistet: 1. Schlachter 1951, 2. Elberfelder 1905, 3. Luther 1912, 4. Darby Bibel, 5. Autorisierte Bibelversion (englisch).
 

  • 2Thes 2,2      Lasset euch nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist, noch durch eine Rede, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Herrn schon da.

  • 2Thes 2,2      daß ihr nicht schnell erschüttert werdet in der Gesinnung, {O. außer Fassung gebracht werdet} noch erschreckt, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief als durch uns, als ob der Tag des Herrn da wäre.

  • 2Thes 2,2      daß ihr euch nicht bald bewegen lasset von eurem Sinn noch erschrecken, weder durch Geist noch durch Wort noch durch Brief, als von uns gesandt, daß der Tag Christi vorhanden sei.

  • 2Thes 2,2      that ye be not soon shaken in mind, nor troubled, neither by spirit, nor by word, nor by letter, as [if it were] by us, as that the day of the Lord is present.

  • 2Thes 2,2      That ye be not soon shaken in mind, or be troubled, neither by spirit, nor by word, nor by letter as from us, as that the day of Christ is at hand.


Wie man deutlich sieht, ist hier mal vom Tag Christi und mal wieder vom Tag des Herrn (Day of the Lord) die Rede. Es gibt hier überhaupt keine einheitliche Übersetzung. Der eine griechische Grundtext verwendet "Tag Christi", der andere "Tag des Herrn". Die Verwirrung wird noch stärker, wenn man die Strong-Definitionen  betrachtet. Hier wird in der Elberfelder von 1871 mit diesen Strong-Nummern die Zahl 5547 genannt, welche für Christus steht. Im Text steht hier "Tag des Herrn". Wenn man im Grundtext schon "Christus" stehen hat, warum übersetzt man dann im Text "Tag des Herrn"?  

Es ist also klar sichtbar, dass hier im Grundtext verschiedene Varianten dieses Wortes vorkommen. Je nach verwendetem Grundtext findet sich ein anderer Begriff.  Was also tun mit dieser Diskrepanz? Wie es auch bei anderen Stellen üblich ist, wird eine harmonische Lösung für diese Varianten gesucht:

Nimmt man an, dass Christus der Herr ist - so wie er ja auch überall genannt wird im Wort - kann keiner von einer Sinnentstellung durch diese Grundtextvariante sprechen. Die Begriffe Tag des Herrn (Christus) und Tag Christi sind dann identisch. Der Herr ist Christus und beide Varianten verweisen daher auf Christus. Hingegen, nimmt man "Tag des Herrn" als Gegensatz zu "Tag Christi" an (so wie es die oben dargestellte Sicht der Vorentrückungslehre tut), so liegt im Grundtext ein Widerspruch vor. Es spricht daher von der üblichen Vorgehensweise bei Grundtextvarianten als auch von der im Wort selbst bezeugten Wortwahl her alles dafür, hier keinesfalls vom Tag des Herrn in Bezug auf irgend eine AT-Stelle zu sprechen, sondern hier tatsächlich vom Tag Christi, dem Tag unseres Herrn zu sprechen.  Die ganze Lehre der Unterschiedung in diese 2 Tage fällt hier einfach in sich zusammen und findet keine biblische Begründung. Was man wirklich ersthaft bedenken sollte, ist der Punkt,  warum Darby, der doch ein hervorragender Übersetzer war, ebenso Brockhaus (beide zusammen haben die Elbefelder Bibelübersetzung erarbeitet) hier so übersetzt haben, obgleich ihnen diese Diskrepanz bekannt war. Wie kann Darby hier diese Unterscheidung vertreten, wenn doch klar war und ist, dass diese vom Grundtext her nicht zu halten ist?

Letztlich führt das zu ernsthaften Zweifeln an der Aufrichtigkeit jener Bibellehrer. Wenn sie so verfahren in ihre Lehre waren, dass sie dieses Problem ausklammern und vertuschen wollten, wäre das für die Person als Bibellehrer völlig indiskutabel. Wenn sie aber das nicht bemerkt haben, dann ist die Qualität als Bibellehrer ebenso fraglich. Dies gilt auch für viele andere Verfasser von Schriften für die Vorentrückungslehre. Kein mir bekanntes Buch oder keine Schrift, welche die Vorentrückungslehre vertritt, geht auf dieses Problem ein und behandelt diese Stelle mit diesem Hintergrund. Setzt man aber wie im Grundtext begründet gegeben, für Tag des Herrn Christus die Entrückung an, dann führt das dazu, dass in 2. Thess. 2,2 nicht ein Bezug zum alten Testament  (Gerichtstag Gottes, des Jehova) sondern zum Tag Christi vorliegt. N. Lieth hat in seinem oben zitierten Buch den Tag Christi genau und korrekt beschrieben. Der Tag Christi ist der Tag der Entrückung. Wenn also in V2 die Entrückung gemeint ist (Tag des Herrn = Tag Christi), so geschieht diese Entrückung erst dann, wenn zuvor:

  • der Abfall geschieht

  • der Sohn der Sünde (=Antichrist offenbar wird)


Dann aber kann die Entrückung nicht vor, sondern frühesten während oder nach der antichristlichen Herrschaft erfolgen und eine Vorentrückung ist unmöglich.
Es ist also diese von den Vertretern der Vorentrückungslehre aufgebaute Trennung in Tag Christi und Tag des Herrn nicht haltbar. Die weitere Betrachtung dieses Textabschnittes lässt eine andere Deutung als die Gleichsetzung von Tag der Wiederkunft des Herrn mit dem Tag der Entrückung aber auch dem Ende des Antichristen nicht zu.


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